– Leon Katona-Lukic
Was ist die CSDDD?
Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ist eine Richtlinie der Europäischen Union, die von Unternehmen verlangt, Verantwortung für ihre Lieferketten zu übernehmen und sicherzustellen, dass ihre Geschäftstätigkeit keine negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte oder die Umwelt hat.
Was sind die Hauptschwerpunkte der CSDDD?
Die CSDDD verlangt von den Unternehmen, dass sie soziale und ökologische Fragen im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit bewerten und angehen, z. B. Arbeitssicherheit, Sklaverei, Kinderarbeit, Klimaschutz und biologische Vielfalt. Große Unternehmen müssen außerdem Pläne vorlegen, wie sie ihre Geschäftsstrategien mit den Pariser Klimazielen in Einklang bringen wollen.
Welche Unternehmen sind von der CSDDD betroffen und wann tritt sie in Kraft?
Die CSDDD gilt für Unternehmen auf der Grundlage von drei Kriterien: Anzahl der Beschäftigten, Jahresumsatz und Rechtsform (z. B. GmbH, AG). Unternehmen aus Drittländern werden einbezogen, wenn sie eine vergleichbare Rechtsform und einen EU-weiten Jahresumsatz von über 450 Mio. EUR haben.
Die Richtlinie tritt in mehreren Stufen in Kraft:
- Nach drei Jahren für Unternehmen mit mindestens 5.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro (voraussichtlich bis 2027);
- nach vier Jahren für Unternehmen mit mindestens 3.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 900 Millionen Euro (voraussichtlich bis 2028); und
- Nach fünf Jahren für Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 450 Millionen Euro (voraussichtlich bis 2029).
Wann ist die CSDDD in Kraft getreten, und wie sieht der Zeitplan für die Umsetzung aus?
Die CSDDD wurde am 5. Juli 2024 veröffentlicht und trat 20 Tage später in Kraft. Die EU-Mitgliedstaaten müssen sie bis zum 26. Juli 2026 in nationales Recht umsetzen. Die Verpflichtungen werden schrittweise auf der Grundlage der Unternehmensgröße eingeführt.
Wie wird sich die CSDDD auf kleinere Unternehmen auswirken?
Kleinere Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten könnten die Auswirkungen indirekt spüren, da größere Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten an ihre Zulieferer weitergeben könnten. Dies könnte dazu führen, dass kleinere Unternehmen an Schulungen oder gemeinsamen Projekten teilnehmen müssen.
Welche Vorteile bietet die CSDDD den Unternehmen?
Die CSDDD schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU, vereinfacht die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen bei der Prüfung von Lieferanten und senkt die Kosten durch die Annahme harmonisierter Standards. Außerdem hilft sie Unternehmen, Risiken frühzeitig zu erkennen und sich vor möglichen Anschuldigungen durch Organisationen der Zivilgesellschaft zu schützen.
Wie können deutsche Unternehmen ihre bestehenden Erfahrungen nutzen, um die CSDDD einzuhalten?
Deutsche Unternehmen, die bereits dem deutschen Lieferkettengesetz (LkSG) unterliegen, sind in einer guten Position, um die Anforderungen der CSDDD zu erfüllen. Sie können auf ihren bestehenden Prozessen aufbauen und ihre Sorgfaltsprüfungsmaßnahmen weiter verfeinern, um sie an die CSDDD anzupassen.
Was bedeutet die CSDDD für die Prioritätensetzung in Unternehmen?
Die CSDDD stärkt den im LkSG verankerten Ansatz der Priorisierung und konzentriert sich auf die wichtigsten Risiken in der Lieferkette. Dies ermutigt die Unternehmen, ihre Due-Diligence-Prozesse zu straffen und nach Prioritäten zu ordnen, was sie effizienter macht.
Können Unternehmen die Sorgfaltspflichten nach der CSDDD kollektiv erfüllen?
Ja, die CSDDD erlaubt es Unternehmen, die Sorgfaltspflichten auf der Ebene der Muttergesellschaft zu erfüllen. Dieser Ansatz hilft, Ressourcen und Fachwissen zu bündeln, und nicht-operative Holdinggesellschaften können diese Pflichten an eine Tochtergesellschaft delegieren. Die Haftung bleibt jedoch bestehen, und es muss sichergestellt werden, dass die Pflichten auch tatsächlich erfüllt werden.
Wie verhält sich die CSDDD zum deutschen Lieferkettengesetz (LkSG)?
Das LkSG wird an die CSDDD angepasst. Im Gegensatz zum LkSG, das sich auf die direkten Geschäftspartner konzentriert, erfordert die CSDDD eine breitere Sicht auf die gesamte Lieferkette, einschließlich spezifischer nachgelagerter Aktivitäten.
Was sind die Folgen der Nichteinhaltung der CSDDD?
Unternehmen, die es versäumen, gegen festgestellte Missstände in ihrer Lieferkette vorzugehen, müssen möglicherweise ihre Geschäftsbeziehungen beenden. Sie haften nur im Falle von Fahrlässigkeit oder vorsätzlichem Fehlverhalten. Für Schäden, die durch Verstöße verursacht werden, ist auch eine zivilrechtliche Haftung vorgesehen. Unternehmen, die jedoch nachweisen können, dass sie die notwendigen Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen haben, haben ein geringeres Haftungsrisiko.
Welche organisatorischen Änderungen müssen die Unternehmen vornehmen, um die CSDDD zu erfüllen?
Die Unternehmen müssen abteilungsübergreifende Strukturen einrichten, um ihren Sorgfalts- und Berichtspflichten nachzukommen. Die Unternehmensleitung muss sicherstellen, dass die Richtlinie umgesetzt wird und dass bei Entscheidungen die Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Umwelt berücksichtigt werden.
Welche Meldepflichten bestehen im Rahmen der CSDDD?
Unternehmen, die sowohl von der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) als auch von der CSDDD betroffen sind, müssen nur einen Bericht vorlegen. Die Einhaltung der CSDDD kann auch ein Faktor bei Entscheidungen über öffentliche Aufträge sein.
Wie ist die CSDDD auf den Finanzsektor anwendbar?
Der Finanzsektor ist von der CSDDD weitgehend ausgeschlossen, mit Ausnahme von vorgelagerten Tätigkeiten wie der Beschaffung von Arbeitsmaterial.
Welche Überwachungs- und Sanktionsmaßnahmen sieht die CSDDD vor?
Die Mitgliedstaaten müssen Behörden benennen, die die Umsetzung der CSDDD überwachen. Diese Behörden können Inspektionen durchführen, Bußgelder verhängen und Verstöße bekannt machen. Opfer von Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht haben Anspruch auf Entschädigung.
Welche neuen umwelt- und klimarelevanten Pflichten werden mit der CSDDD eingeführt?
Die CSDDD erweitert das Umweltrisikomanagement um den Schutz der biologischen Vielfalt und gefährdeter Arten. Die Unternehmen sind außerdem verpflichtet, Klimaübergangspläne im Einklang mit dem Pariser 1,5°C-Ziel zu erstellen und umzusetzen, wobei allerdings nur die Erstellung des Plans überwacht wird.
Wie plant die EU, Unternehmen im Rahmen der CSDDD zu unterstützen?
Die EU wird durch Plattformen, finanzielle Hilfe und Mustervertragsklauseln Unterstützung leisten, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Unternehmen in Drittländern.
Wie stärkt die CSDDD das Engagement der Stakeholder?
Die CSDDD stärkt die Rechte der Stakeholder und legt Leitlinien für eine wirksame Kommunikation fest. Unternehmen müssen bei Bedarf Schutzmaßnahmen für gefährdete Stakeholder ergreifen.
Wie lauten das allgemeine Fazit und die Aussichten für die CSDDD?
Deutsche Unternehmen sind aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem LkSG gut auf die CSDDD vorbereitet. Die CSDDD ermutigt zu einem prioritäreren und effektiveren Ansatz, aber die Unternehmen müssen sich auch mit den neuen Verpflichtungen in Bezug auf Umwelt- und Klimafragen auseinandersetzen. Die Einrichtung eines Risikomanagementsystems und die Integration verantwortungsvoller Geschäftspraktiken sind ratsame Schritte nach vorn.