Indischer Oberster Gerichtshof legt Leitlinien für die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Filmen und visuellen Medien fest

Nipun Malhotra vs. Sony Pictures Films India Private Limited & Ors.

Zivilrechtsbeschwerde Nr. 7230 von 2024

In einem bahnbrechenden Urteil hat der Oberste Gerichtshof Leitlinien für die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in den visuellen Medien aufgestellt, an die sich die Filmschaffenden halten müssen. In einem von Nipun Malhotra eingereichten Rechtsmittelverfahren gegen die Darstellung von Menschen mit Behinderung in dem Film Aankh Micholi hat das Kammergericht unter der Leitung des Obersten Richters D Y Chandrachud die Leitlinien entwickelt, indem es den bestehenden Rechtsrahmen und die internationale Rechtsprechung eingehend geprüft hat.

Die Beschwerdeführerin macht geltend, dass der Film die Stereotypen gegenüber Menschen mit Behinderung verstärkt und sie in einem abwertenden Licht darstellt. Das Rechtsmittel wurde eingelegt, nachdem die Petition des Rechtsmittelführers vom Obersten Gerichtshof abgewiesen worden war. In seiner Petition behauptete der Beschwerdeführer, dass das Central Board of Film Certification (CBFC) gegen seine gesetzliche Pflicht verstoßen habe, Filme gemäß den geltenden Richtlinien zu zertifizieren. Das Oberste Gericht wies die Petition mit der Begründung ab, dass der Film von der CBFC für die uneingeschränkte öffentliche Vorführung zertifiziert worden sei und die vom Rechtsmittelführer angestrebte Klage daher nicht aufrechterhalten werden könne.

Zertifizierung von Filmen und Ausarbeitung von Richtlinien

Nach sorgfältiger Prüfung der Struktur der Filmzertifizierung im Rahmen des Kinematographengesetzes von 1952, der Kinematographen-(Zertifizierungs-)Regeln von 19834 und der Richtlinien für die Zertifizierung von Filmen für die öffentliche Vorführung von 1991 stellte das Gericht fest, dass der Beschwerdeführer die Zertifizierung des fraglichen Films nicht angefochten hatte, sondern die Aufstellung von Richtlinien für die Filmemacher beantragt hatte. Das Gericht stellte auch fest, dass der High Court sich nicht mit diesem Aspekt der Diskussion befasste und seine Untersuchung auf das Vorhandensein von Leitlinien gemäß Abschnitt 5B(2) des Gesetzes von 1952 beschränkte.

Der Oberste Gerichtshof ging bei der Entscheidung über die Berufung noch einen Schritt weiter und prüfte die Auswirkungen des Gesetzes über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Rights of Persons with Disability Act, RPwD) von 2016 auf den Rahmen der Zertifizierung, der dem Gesetz von 2016 vorausging. Bei seiner Analyse des Gesetzes von 2016 bewertete das Gericht sorgfältig die medizinischen und sozialen Modelle von Behinderung, mit besonderem Schwerpunkt auf dem Menschenrechtsansatz, der durch das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNCRPD) bekräftigt wurde. Das UNCRPD verkörpert die Grundsätze der Autonomie, der Würde und der Nichtdiskriminierung, die in verschiedenen Urteilen des Obersten Gerichtshofs im Laufe der Jahre bekräftigt worden sind. Das Gericht hob insbesondere die Artikel 5 und 8 des Übereinkommens über die diskriminierende Darstellung von Menschen mit Behinderung in den Medien hervor und bekräftigte Indiens Engagement für das Übereinkommen.

Freiheit der Meinungsäußerung

In Bezug auf das von der Beklagten geltend gemachte Recht auf freie Meinungsäußerung stellte das Gericht unmissverständlich fest, dass die in Artikel 19 Absatz 1 der Verfassung garantierte Freiheit ein wichtiges Recht ist. Unter Verweis auf den Fall Indibly Creative merkte das Gericht an, dass Erzählungen über soziale Themen die Beteiligung verschiedener Stimmen ermöglichen müssen. Gleichzeitig unterliegt jeder Diskurs, der die Marginalisierung einer Gruppe fördert, den angemessenen Beschränkungen nach Artikel 19 Absatz 2.

Behindertenhumor vs. Behindertenhumor

In seinem Urteil betonte das Gericht den Unterschied zwischen Humor mit Behinderungen und Humor mit Behinderten. Historisch gesehen war die Darstellung von Menschen mit Behinderungen unterdrückend und diskriminierend und stellte sie in einem minderwertigen Licht dar. Wenn Witze auf Kosten von Menschen mit Behinderungen gemacht werden, wird damit die ableistische Haltung aufrechterhalten und das medizinische Modell ins Rampenlicht gerückt. Andererseits stellte das Gericht fest, dass Humor auch zunehmend dazu verwendet wird, um die Stereotypen und Vorurteile, denen Menschen mit Behinderung oft ausgesetzt sind, aufzuzeigen. Diese letztere Art von „Behindertenhumor“ kann ermutigend sein.

Das Gericht legte den Diskurs über die Darstellung von Menschen mit Behinderung in Filmen und Medien umfassend fest und formulierte eine Neun-Punkte-Leitlinie, die von den Machern zu beachten ist, um jegliche Diskriminierung oder Entrechtung von Menschen mit Behinderung auf dem Bildschirm zu verhindern.

Das Urteil stellt einen Wendepunkt für eine ganze Gruppe von Menschen dar, die sich oft an den beiden Enden des Spektrums von Inspiration und Sympathie wiederfanden. Menschen mit Behinderung wurden in Filmen und Medien als Objekte des Mitleids dargestellt oder es wurden ihrer Persönlichkeit Aspekte des Fatalismus zugeschrieben. Das Urteil sorgt mit seiner gründlichen Konstruktion dafür, dass Menschen mit Behinderung endlich als integrale Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden und ihre langjährige Marginalisierung am Rande der Gesellschaft beendet wird.

Supreme Court lays down guidelines for the portrayal of Persons with Disabilities in films and visual media

– Arushi Singh 

Nipun Malhotra v. Sony Pictures Films India Private Limited Ors.

Civil Appeal No. 7230 of 2024

In a landmark Judgment, the Supreme Court has laid down the guidelines for the creators to follow on the portrayal of persons with disabilities (PwD) in the visual media. In an appeal filed by appellant Nipun Malhotra, against the representation of PwDs in the movie Aankh Micholi, the division bench led by Chief Justice D Y Chandrachud has developed the guidelines by closely examining the existing legal framework and the international jurisprudence.

It is the case of the appellant that the film reinforces the stereotypes against PwDs and portrays them in a derogatory light. The appeal emanated after the appellant’s petition was dismissed by the High Court. In his petiton, the appellant claimed that the Central Board of Film Certification (CBFC) has violated its statutory duty to certify films in accordance with the applicable guidelines. The High Court dismissed the petition citing that the film was granted certification for unrestricted public exhibition by CBFC and hence the relief sough by the appellant was non – maintainable.

Certification of films and framing of guidelines

After carefully scrutinising the structure of film certification under The Cinematograph Act 1952, the Cinematograph (Certification) Rules 19834 and the Guidelines for Certification of Films for Public Exhibition 1991, the court noted that the appellant had not contested the certification of the film in question but had sought framing of the guidelines for the filmmakers to follow. The court also noted that the High Court did not engage with this aspect of the discussion, thus limiting its inquiry to the existence of guidelines under Section 5B(2) of the Act of 1952.

Notably, the Supreme Court took a step further while deciding the appeal and considered the impact of the Rights of Persons with Disability Act (RPwD), 2016 on the framework of certification which predates the Act of 2016. During its analysis of the Act of 2016, the court carefully evaluated the medical and social models of disability, with a particular emphasis on the human rights approach that has been affirmed by the United Nations Convention on the Rights of Persons with Disability (UNCRPD). The UNCRPD embodies the principles of autonomy, dignity and non-discrimination which have been endorsed in various judgments of the Supreme Court over the years. The court especially highlighted Article 5 and 8 of the Convention on the discriminatory depiction of PwDs in media, affirming India’s commitment to the Convention.

Freedom of Expression

On the defendant’s claim of right to freedom of expression, the court stated in no uncertain terms that the freedom guaranteed under Article 19(1) of the Constitution is a significant right. Citing the case of Indibly Creative, the court remarked that narratives on social issues must allow the participation of diverse voices. At the same time, any discourse that promotes marginalisation of any group shall be subject to the reasonable restrictions under Article 19(2).

Disabling humour v. Disability Humour

In the judgment, the court underlined the difference between disabling humour and disability humour. Historically, the depiction of PwDs has been oppressive and discriminatory, showing them in an inferior light. As jokes are made at the expense of PwDs, it perpetuates ableism and brings the medical model in the spotlight. On the other hand, the court commented that humour is also increasingly being used to call out the stereotypes and prejudices that PwDs are often subject to. This latter kind of ‘disability humour’ can be empowering.

Comprehensively laying down the discourse on the showcasing of PwDs in films and media, the court laid down a nine point guideline, that the creators shall have to look into to prevent any discrimination or disenfranchisement of PwDs onscreen.

The judgment marks a watershed moment for an entire class of people who have often found themselves on either ends of the spectrum of inspiration and sympathy. PwDs have been chronicled in the films and media as objects of pity or have been attributed aspects of fatalism to their personalities. The judgment, with its thorough construction, ensures that PwDs are finally acknowledged as integral members of society, ending their long-standing marginalization on its peripheries.