Just Rights for Children Alliance and Anr. v. Harish and Ors. und die Diskussion über sexuellen Kindesmissbrauch

– Arushi Singh

In seinem ausführlichen 200-seitigen Beschluss untersuchte das Gericht eingehend die Rechtsprechung zu unausgegorenen oder unvollständigen Straftaten, insbesondere in Bezug auf Abschnitt 15 des Protection of Children from Sexual Offences Act (POCSO), 2012. Darüber hinaus klärte das Gericht den Anwendungsbereich von Abschnitt 67B des Informationstechnologiegesetzes (IT) aus dem Jahr 2000. Vor allem aber befasste sich der Beschluss mit den tiefgreifenden Auswirkungen von Kinderpornografie und Missbrauch auf Kinder. In diesem Beitrag soll auf diesen dritten Aspekt des Urteils eingegangen werden, wobei die Diskussionen über Abschnitt 15 des POCSO und Abschnitt 67B des IT-Gesetzes kurz gestreift werden.

Das Gericht untersuchte das Element des „mens rea“ in jedem der drei Unterabschnitte von Abschnitt 15 des POCSO. Es kam zu dem Schluss, dass die Unterabschnitte (1), (2) und (3) von Abschnitt 15 unterschiedliche Straftaten darstellen, die nicht nebeneinander bestehen können. Abschnitt 15 Absatz 1 stellt die Nichtlöschung, Vernichtung oder Meldung von kinderpornografischem Material unter Strafe, während Abschnitt 15 Absatz 2 die tatsächliche Übermittlung, Verbreitung, Zurschaustellung oder Verteilung solchen Materials sowie die Beihilfe zu diesen Handlungen betrifft. Abschnitt 15 Absatz 3 schließlich stellt die Speicherung oder den Besitz von kinderpornografischem Material zu gewerblichen Zwecken unter Strafe. Das Gericht wies auch darauf hin, dass aufgrund der Unterschiede zwischen den Straftatbeständen in den einzelnen Unterabschnitten das erforderliche Maß an schuldhaftem Verhalten (mens rea) entsprechend variieren würde.

Bei der Analyse der Bestimmungen des IT-Gesetzes stellte das Gericht fest, dass Abschnitt 67B des Gesetzes eine umfassende Bestimmung ist, die sich mit der Bestrafung verschiedener Formen der Online-Ausbeutung von Kindern befasst. Das Gericht stellte ferner fest, dass die Abschnitte 67, 67A und 67B des Gesetzes als umfassende Codes dienen, die die Absicht des Gesetzgebers unterstützen, verschiedene Formen von Cyberstraftaten gegen Kinder, einschließlich Kinderpornografie, zu bestrafen.

Vor der Urteilsverkündung befasste sich der Oberste Gerichtshof eingehend mit den Auswirkungen von Kinderpornografie und Kindesmissbrauch auf Kinder. Das Gericht erkannte die tiefgreifenden Auswirkungen der sexuellen Ausbeutung von Kindern an. Das Trauma, das durch einen solchen Missbrauch entsteht, kann weitreichende Auswirkungen haben, da die Würde des Kindes jedes Mal, wenn solches Material geteilt, angesehen, veröffentlicht oder weitergegeben wird, beeinträchtigt wird. Eine solche Ausbeutung reduziert das Kind auf ein Objekt der sexuellen Befriedigung, weshalb den Opfern unbedingt eine umfassende Unterstützung zuteil werden muss. Das Gericht ging auf die falschen Vorstellungen über Sexualerziehung ein und erkannte an, dass das Konzept oft tief in gesellschaftliches Stigma und Moral verstrickt ist. Das Gericht betonte die Bedeutung einer altersgerechten Sexualerziehung und bekräftigte, dass solche Programme eine positive Einstellung zu Sexualität fördern und wichtige Informationen über Konzepte wie Sexualität, Einwilligung und Respekt vermitteln können. Das Gericht verbot außerdem die Verwendung des Begriffs „Kinderpornografie“ und ermutigte die Gerichte im ganzen Land zur Verwendung von „Material zur sexuellen Ausbeutung und zum sexuellen Missbrauch von Kindern“ (CSEAM). Man hofft, dass der Begriff „CSEAM“ den Schwerpunkt auf den Missbrauch von Kindern legt und die Notwendigkeit einer wirksamen und robusten Reaktion in den Vordergrund stellt.

Das Gericht zitierte auch die Abschnitte 43 und 44 des POCSO-Gesetzes, die der Zentral- und der Landesregierung sowie der Nationalen Kommission für den Schutz der Rechte des Kindes und der Landeskommission für den Schutz der Rechte des Kindes die Verpflichtung auferlegen, die Umsetzung des Gesetzes sicherzustellen. Das Gericht weitete diese Verpflichtung der Regierung und der Kommissionen auf die Vermittlung von Sexualerziehung in der Öffentlichkeit und in Bildungseinrichtungen aus. Das Gericht dehnte auch die gesetzliche Verpflichtung jeder Einzelperson aus, den Behörden eine Straftat zu melden, wenn sie Grund zu der Annahme hat oder weiß, dass eine Straftat nach dem Gesetz begangen werden könnte.

 

In der Rechtsgeschichte wird dieses Urteil als ein bedeutender Schritt angesehen, mit dem ein vielschichtiger Ansatz in Bezug auf die Kinderrechte in diesem Land verfolgt wurde. Durch eine liberale Auslegung der Bestimmungen des POCSO- und des IT-Gesetzes stellte das Gericht sicher, dass alle Facetten des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung von Kindern in einem rechtlichen, sozialen und gesetzgeberischen Kontext untersucht wurden. Indem das Gericht die Schwere der Probleme im Zusammenhang mit den Rechten und der Würde des Kindes anerkannte, legte es das POCSO-Gesetz klar aus und berücksichtigte dabei die Absicht des Gesetzgebers, die hinter seiner Verabschiedung stand. Entscheidend ist, dass das Urteil einen bedeutenden Schritt in Richtung Sensibilisierung und Aufklärung darstellt, indem es die Beschränkungen im Zusammenhang mit der Sexualerziehung in Frage stellt. Das Gericht betonte, wie wichtig es ist, Sexualerziehung anzubieten, insbesondere für Kinder im Schulalter, die sich in Schulen und Hochschulen mit komplexen und verworrenen Konzepten wie Sexualität und Einwilligung auseinandersetzen. Durch die Ausweitung dieser Aufklärung auf die breite Öffentlichkeit wollte das Gericht die Sexualerziehung, wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen wird, entstigmatisieren.